Smalltalk-Material gefällig? 5 Bahn-Facts für Besserwisser
Warum haben Luftballons Hausverbot in Bahnhöfen? Wofür brauchen Züge einen Sandstreuer? Und was ist eine Weichenheizung? Wir liefern fünf Fakten aus der Bahnwelt, mit denen der nächste Smalltalk zur guten Unterhaltung wird.
1. Jedes Schienenfahrzeug verfügt über einen Sandstreuer
Seine Aufgabe? Der Sandstreuer streut Bremssand vor die Räder eines Zuges und erhöht so die Reibung zwischen Rad und Schiene. Das ist in der Regel nötig, wenn die Schienen nass oder durch feuchtes Laub rutschig sind. So wird ein „Gleiten“ des Triebfahrzeugs verhindert. Der Sand kann unter Umständen auch beim Anfahren hilfreich sein: Drehen die Räder durch und finden keinen Halt, ist fachsprachlich vom „Schleudern“ die Rede.
2. Auch Weichen mögen es mollig warm
Durch verstellbare Weichen können Züge ohne Halt von einem Gleis auf ein anderes wechseln. Friert die Weiche fest, kann das Schienenfahrzeug nicht mehr lenken. Das darf nicht passieren! Daher sind zwei Drittel der insgesamt 72.000 Weichen im Schienennetz der Deutschen Bahn mit Weichenheizungen ausgestattet. Im städtischen Schienennetz Freiburgs beispielsweise verfügt jede der 230 Weichen über jeweils zwei Heizstäbe. Um Energie zu sparen, wird nicht durchgehend geheizt: Sensoren überwachen dezentral die Witterungsverhältnisse und die Schienentemperatur. Ein Schaltkasten wertet die Daten laufend aus und steuert die Weichenheizung.
3. U-Bahn ist nicht gleich U-Bahn
Stadtbahn oder Straßenbahn, U-Bahn oder S-Bahn? Wer blickt da noch durch?
Eine Straßenbahn, auch Tram(bahn) genannt, folgt in der Regel dem Straßenverlauf, die Gleise sind in den Belag eingelassen. Die U-Bahn hingegen fährt meist auch unterirdisch in Tunneln – sie ist vom städtischen Straßenverkehr getrennt. Das „U“ steht übrigens für „unabhängige Schienenbahn“, die Züge fahren auf eigenen Gleisen und nicht auf den Schienen, auf denen etwa die bwegt-Züge fahren.
Und die gelbe U-Bahn in Stuttgart? Sie ist keine U-Bahn im eigentlichen Sinne. Wer genau auf die Beschilderung achtet, liest unter dem großen, weißen „U“ den Begriff „Stadtbahn“. Hier haben wir es also mit einer Mischform aus Straßenbahn und U-Bahn zu tun.
Die S-Bahn – ähnlich wie der Metropolexpress (MEX) – verbindet derweil Großstädte mit dem Umland. Dafür ist sie an das übrige Eisenbahnnetz angeschlossen und verfügt auf einigen Abschnitten über eigene Gleise.
4. Luftballons haben Hausverbot in Bahnhöfen
Gelangt ein metallbeschichteter Luftballon in die Oberleitung, kann ein Kurzschluss ausgelöst werden. Die Folgen? Ein lauter Knall, sprühende Funken, Rauch und schlimmstenfalls sogar Lebensgefahr. Denn: Bahnstrom fließt mit 15.000 Volt durch die Oberleitung – das ist 65-mal mehr als in der Steckdose zu Hause. In solch einem Fall wird der Bahnsteig geräumt und der Betrieb kann mehrere Stunden stillstehen. Deshalb sind aufsteigende Ballons in Bahnhöfen verboten.
5. Baden-Württembergs Bahnen sind etwas ganz Besonderes
- Die „Zacke“ ist ein echtes Highlight unserer Landeshauptstadt. Seit 1884 bringt die Zahnradbahn Passagiere vom Marienplatz nach Degerloch und überwindet dabei mühelos die knapp 18-prozentige Steigung. Der Clou bei der Technik? Zwischen den Schienen befindet sich eine dritte Schiene mit Zähnen, in die ein Zahnrad am Fahrzeug greift. Übrigens: Die Stuttgarter Zacke ist die einzige Zahnradbahn, die regulär im ÖPNV in Deutschland verkehrt und somit auch im bwtarif enthalten ist.
- Die älteste noch im Betrieb befindliche Standseilbahn Deutschlands befindet sich in Karlsruhe: Die Turmbergbahn verbindet seit 1888 den Stadtteil Durlach mit dem Turmberg – eine 315 Meter lange Strecke mit 100-Meter-Höhenunterschied. Bei einer Standseilbahn fahren die Wagen auf Schienen, werden aber von einem oder mehreren Seilen bewegt. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für eine umfangreiche Modernisierung der Turmbergbahn.
- Eine weitere baden-württembergische Besonderheit ist die Schauinslandbahn – Deutschlands längste Umlaufseilbahn. Mit ihr geht’s von der Talstation in Horben bei Freiburg im Breisgau auf den 1.284 Meter hohen Berg Schauinsland. Sie ist außerdem die weltweit erste Personenseilbahn, die nach dem Umlaufprinzip konzipiert wurde. Das bedeutet: Die Kabinen hängen an einem endlos umlaufenden Tragseil und fahren daher auf der einen Seite hin und auf der anderen zurück.
Magazin-Artikel veröffentlicht am 10.03.2022