Wander-Tipp: Mit bwegt auf der Spur des geflüchteten Grafen
Von Adligen auf der Flucht und Geistern, die Wandernde vom Weg abbringen: Der Graf-Eberhard-Pfad führt von Bad Wildbad nach Zavelstein durch ganz viel Nordschwarzwald – und auch durch viel spannende Geschichte.
Manchmal braucht es für Wanderungen einen guten Grund, der innere Schweinehund will ja irgendwie überzeugt werden. Wie wäre es mit einem spannenden Ausflug in die Vergangenheit, um das Biest zum Schweigen zu bringen? Zum Beispiel die Geschichte des Graf-Eberhard-Wegs zwischen Bad Wildbad und Zavelstein. Jetzt Nachwandern: Alle Details zur Wanderroute gibt es hier!
Ein Graf auf der Flucht
Die Geschichte geht in etwa so: Wir schreiben das Jahr 1367. Graf Eberhard II. regiert die Grafschaft Württemberg seit fünf Jahren alleine und sorgt manchmal wenig rücksichtsvoll dafür, dass Württemberg größer wird. Irgendwann zieht es den Grafen auf Kur nach Wildbad. Ludwig Uhland dichtete dazu: “... wo heiß ein Quell entspringt, der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jüngt…”
Eines Nachts greift der vom württembergischen Expansionsdrang betroffene Wolf von Eberstein das gräfliche Gefolge an. Dem Eberhard gelingt gerade noch die Flucht, die ihn über Stock und Stein ins rund 18 Kilometer entfernte Zavelstein zur dortigen Schutzburg führt. Dieser Fluchtweg ist heute ein beliebter Wanderweg.
Ein Fluchtweg zum Wandern
Bei Start in Bad Wildbad wird den Wandernden schnell klar, warum dem Grafen einst die Flucht gelang. Aus dem Kurbad im Tal der Großen Enz geht es steil auf schmalen Zickzack-Pfaden hinauf und auf der anderen Bergseite nicht weniger steil hinab ins Tal der Kleinen Enz. Der Graf scheint also eine bessere Kondition gehabt zu haben als seine Verfolger:innen, vielleicht ja auch dank der kurz zuvor genossenen Heilquellen. An der Kleinen Enz lädt eine überdachte Raststelle zum Verschnaufen ein.
Hier sei noch einmal aus „Der Überfall im Wildbad“ von Ludwig Uhland zitiert: „In heißer Mittagsstund bergunter und bergauf! Schon muss der Graf sich lehnen auf seines Schwertes Knauf. Darob erbarmt’s den Hirten des alten, hohen Herrn; er nimmt ihn auf den Rücken: Ich tu’s von Herzen gern.“ Da unwahrscheinlich ist, dass heutige Wandernde von irgendjemandem auf den Rücken genommen werden, ist die Rast am Enz-Ufer empfehlenswert.
Von dort geht es gleich wieder bergauf zum Naturschutzgebiet Hesel-, Brand- und Kohlmisse mit viel Wald und Waldmooren und seltenen Tier- und Pflanzenarten. Beerenpflücken ist verboten, die Pfade sollten nicht verlassen werden, damit Auerhuhn, Waldschnepfe oder Raufußkauz nicht gestört werden. Dieser Abschnitt zählt zu den idyllischsten Teilen der vom Schwarzwaldverein gut gekennzeichneten Wanderung.
Hier spukt’s: Die Sage von Schorch-Anges
Weiter Richtung Zavelstein, irgendwo zwischen Würzbach, das man nur aus der Ferne sieht, und Rötenbach, dem ersten Ort nach einigen Kilometern Wald-Einsamkeit, kreuzt eine alte Sage den Weg der Wandernden. Im Gewann namens Schorch kann man Steine entdecken, die auf eine wirklich uralte Besiedlung hindeuten. In dieser alten Ortschaft – so die Sage – hat eine schöne Agnes, im Walddialekt Anges, gelebt. Das Bauernmädchen verliebte sich ausgerechnet in einen Adligen, was nicht ganz den Standesregeln entsprach. Die Schorch-Anges wurde schwanger, der Adlige ließ sie sitzen, der Bruder von Agnes war stinksauer, lauerte dem feinen Herrn bei der Jagd auf und brachte ihn um.
Des Landes verwiesen kehrte Agnes später als alte Frau zurück – und erhängte sich in ihrem anhaltenden Liebeskummer am Gedenkkreuz am Ort des Geschehens. Seitdem spukt es dort, soll die Schorch-Anges mit Kind an der Hand Waldgänger:innen vom richtigen Weg abbringen. Heute führt ein breiter Forstweg mitten durch den intensiv bewirtschafteten Wald.
Erreicht der Wandernde auf den Fluchtpfaden von Graf Eberhard Rötenbach, ist es nicht mehr weit bis Zavelstein. Die Siedlung wurde einst im Schutz der alten Burg errichtet und war bis 1975 die kleinste Stadt Baden-Württembergs, zeitweise auch Deutschlands. Heute ist der Teinacher Ortsteil bei Tourist:innen beliebt – und bietet nach der 18-Kilometer-Wanderung genug Möglichkeiten zur Stärkung.
Egal ob von Bad Wildbad oder Teinach aus: Beide möglichen Startpunkte sind gut mit Bussen und Bahnen erreichbar, entweder über Weil der Stadt und Calw nach Bad Teinach-Zavelstein, über Pforzheim nach Bad Wildbad oder auch von Bad Wildbad über Calw nach Zavelstein. Die bwegt-Fahrplanauskunft findet die besten Verbindungen schnell und unkompliziert.
Der Fluchtweg von Graf Eberhard ist auch eine Etappe der dreitägigen Wellness-Wanderung, die bei der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald komplett gebucht werden kann.
Wer jetzt so richtig auf den Geschmack gekommen ist, findet hier weitere schöne Wanderrouten, tolle Ausflugstipps und viele hilfreichen Informationen.
Und wenn man schon in der Gegend ist: Nahe Bad Wildbad befinden sich übrigens auch bwegtPlus-Partner:innen wie Mokni´s Palais Hotel & Spa, das Palais Thermal, die Vital Therme sowie die Hängeseilbrücke WILDLINE. Wer also mit einem tagesaktuellen bwtarif-Ticket anreist, sichert sich so Rabatte und andere Vorteile – alle Infos dazu hier.
Magazin-Artikel veröffentlicht am 18.10.2022